Sieh dich dazu gut um und setze bewusst Akzente.
Der Ausgangspunkt für alle meine Empfehlungen zur strategischen Kommunikation bist du, denn nur du kannst bestimmen, ob etwas deiner Person entspricht, oder deinem Vorhaben. Und nur wen sie zu dir passt, hat deine Kommunikation Kraft und Relevanz.
Lies dir dazu auch gerne nochmal Teil 1 dieser dreiteiligen Artikelserie über die Bestandteile erfolgreicher Kommunikation für deine Selbstbestimmung im Beruf durch.
Als zweites schauen wir uns daher das Umfeld deiner Kommunikation an. Um sinnvoll Position zu beziehen, musst du wissen, wo du dich befindest. Und was das erwartete Verhalten in diesem Umfeld wäre – damit du es nicht automatisch, ohne über die Folgen für dich lieferst – ja, die Muster sitzen wirklich tief…
2. Übe, bewusst aufzutauchen…
… und mache das, was dir wichtig ist, der jeweiligen Situation entsprechend sichtbar.
Schau dich einfach mal um: Wo befindest du dich? In deinem beruflichen Umfeld wirst du dich vielleicht anders verhalten als in deinem privaten – weil du es so willst und als angemessen empfindest, nicht einfach, weil es verlangt und erwartet wird! Es spielt auch eine Rolle, in welcher Position im Unternehmen du dich befindest, auf der Aufsichtsratsebene etwa, im Schreibpool oder in der Produktion. Oder ob du als externer Berater oder Spezialist bei schwierigen Fällen hinzugezogen oder als Dienstleister oder Springer ad-hoc eingesetzt wirst.
All diese Dinge beobachtest du, damit du selbst entscheiden kannst, wie du in der jeweiligen Situation reagieren willst.
Es geht hier nicht darum, dich und deine Persönlichkeit zu verraten, sondern darum, dich angemessen sichtbar zu machen und handlungsfähig. Ich gehe mal davon aus, dein Plan ist nicht, alle vor den Kopf zu stoßen oder ständig zu eskalieren. Daher ist es wichtig, das Umfeld zu kennen und sich bewusst dazu zu verhalten.
Weitere Fragen, die du dir dazu stellen kannst, sind: In welcher Branche befinde ich mich? In was für einem Unternehmen befinde ich mich, bzw. was ist das für ein Unternehmen, mit dem ich Geschäfte machen will? Ist es ein Familienunternehmen mit langjähriger Tradition und engen, inneren Beziehungen? Ist es sehr hierarchisch strukturiert? Wie ist die Unternehmenskultur? Ist es ein sehr modernes Unternehmen mit offenen Entscheidungswegen? Wie flexibel ist, wie sehr an Werten wie Leistung, Menschlichkeit oder Sicherheit orientiert, und aus welchen Gründen?
Zudem spielt ich noch das aktuelle Kommunikations-Setting eine Rolle, in dem du agierst. Willst du in einem Einzelgespräch sichtbar werden oder bist du Vortragende vor einem großen Publikum? Bist du eine von mehreren Sprecherinnen oder hältst du die Keynote? Sprichst du persönlich, live, online oder per Telefon? Geht es um einen Text, einen Vortrag, ein Video, eine Podcast-Reihe? Für jedes Umfeld und jeden dieser Umstände gibt es Regeln und Rahmenbedingungen für eine gelungene Kommunikation.
Du kannst die Regeln befolgen oder umgehen, sie beugen oder brechen. Das ist deine Entscheidung. Mir ist es wichtig, dir aufzuzeigen, welche Folgen es hat, wenn du diese Regeln nicht bedenkst und sie unbewusst brav bedienst.
Wenn es dir wichtig ist, im Beruf mehr Raum für deine eigenen Entscheidungen, Vorhaben und einfach gutes Arbeiten zu haben, reicht „ich komme schon irgendwie durch“ keinesfalls aus. Und sei mal ganz ehrlich: Reicht dir das? Willst du wirklich nur “irgendwie durchkommen”?
Oder willst du viel eher für dich, das was du tust und vor allem, das was du tun kannst, wenn man dich lässt, begeistern?
Deine Person ist facettenreich und vielfältig. Wie bei einem Eisberg sieht man immer nur einen Teil von dir. Anders als ein Eisberg kannst du bestimmen, welche Seite jeweils über der Wasseroberfläche sichtbar wird. Die harmlose, die fröhliche, die standhafte, die mutige, die menschenfreundliche, …. oder eine andere Seite, die dir ganz besonders wichtig ist.
Entscheide entsprechend deiner Persönlichkeit, welche Seite von dir in der aktuellen Situation auftauchen soll.
Bis hierhin ging es vor allem um die innere Haltung, die ich sehr wichtig finde.
Frauen und Mädchen, egal wie sie gestrickt sind, haben oft genug zu hören bekommen: mach nicht so einen Wind, nimm dich zurück, sei nicht so vorlaut, spiel dich nicht so auf – sei nicht so bossy sagen die Amerikaner. Die Vorstellung, die eigene Person als gesetzt zu sehen und hier keine Abstriche zu machen, ist für viele Frauen vollkommen neu. Und da liegt das Problem.
Während Jungen in ihrer Kindheit dazu angehalten werden, sich im Wettbewerb zu messen, und Streitigkeiten oft nonverbal beilegen, bevor sie überhaupt zum Bruch führen, lernen Mädchen sich zurückzunehmen und so fehlt ihnen die Übung für diese Art Wettstreit.
Die Anforderungen von Außen an Führungspositionen und die entsprechende Ratgeberliteratur orientieren sich allerdings immer noch überwiegend am männlichen Stereotyp, also einem Verhalten und einer Kommunikation, die der männlichen Geschlechtsrolle zugeschrieben und somit von Männern und damit auch von Chefs erwartet werden.
Machtkämpfe zwischen Mädchen und Frauen gibt es selbstverständlich ebenso, aber sie folgen Regeln, die zu den traditionellen Berufs- und Führungsanforderungen nicht passen.
Für Frauen bietet also weder „typisch weibliches“, also von Frauen erwartetes Verhalten, eine Lösung, sich gegenüber klassisch orientierten Personen durchzusetzen – das ist in der Rolle ja gar nicht vorgesehen. Noch bietet „typisch männliches“ Verhalten eine Lösung. Zum einen irritiert es viele Gesprächspartner. Zum anderen ist das Erfüllen von Erwartungen immer nur geborgte Stärke.
Der Schlüssel ist, zu erreichen, dass dein Gegenüber dich als ganze Person wahrnimmt.
Dazu ist es nicht nur nötig wie beschrieben, die eigene Person sichtbar zu machen, sondern zu erreichen, dass du gehört wirst und eine gemeinsame Basis mit deinem Gegenüber findest. Der schönste Vortrag bringt nichts, wenn dir der Zuhörer seine Aufmerksamkeit nicht schenkt, sondern stattdessen in sein Handy schaut. Oder alles im Kopf ausfiltert, weil es von einer Frau gesagt, wird, oder die Zuhörerin einfach nicht versteht, was du sagen willst.
Wie du diese Hindernisse überwindest, lernst du im letzten Teil dieser dreiteiligen Artikelserie.
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Lass dich nicht aufhalten!
Nachtrag: Dass ich dieses Thema jetzt hier so ausführlich ausbreite, hat einen einfachen Grund: Für viele Frauen fühlt sich strategisches und mikropolitisches Verhalten nicht natürlich oder sogar unehrlich an. Und sie haben Angst, sich zu verraten, wenn sie sie anwenden. Vielleicht geht es dir ebenso. Gleichzeitig sind strategische Kommunikation und Mikropolitik die wirksamsten Werkzeuge, die du zur Verfügung hast, um etwas an deiner eigenen beruflichen Situation zu verändern. Es ist mir also wichtig, klarzustellen, wie sich das strategische Verhalten zu der eigenen Personen, zum aktuellen Umfeld und zum Dialog auf Augenhöhe verhält. Und das kann auch mal etwas ausführlicher werden. 🙂
Dir ist das zu theoretisch?
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Ein Gedanke zu “Was nötig ist – Teil 2: Lass genau das auftauchen, was DU willst”